Zugbildung in der Epoche 1

Viele schöne Modelle gibt es für die Anhänger der frühen Zeit der Eisenbahn. Ob aus großer oder kleiner Serie fertig erworben oder als Selbst- oder Umbaumodell aus einem Bausatz oder einem Serienmodell entstanden.

Für den Sammler, der die Fahrzeuge in der Vitrine stehen hat, ist es eine interessante Variante die Modelle als vorbildgerechten Zug aufzustellen. Für den betriebsorientierten Modellbahner sind Grundkenntnisse der Zugzusammenstellung unumgänglich wenn der Fahrbetrieb den Modellen gerecht werden soll.

Hier geht es nicht um die Reihung einzelner berühmter Züge sondern vorerst um die Grundsätze der Zusammenstellung von Zügen. Der zeitliche Rahmen soll auf das ausgehende 19. und das beginnende 20. Jahrhundert beschränkt sein. Für die Frühzeit der Eisenbahn bis etwa 1860 sind Dokumente selten einsehbar und unvollständig. Auch bemühte sich jede Verwaltung möglichst eigene Regeln aufzustellen so das insgesamt eine sinnvolle Beschreibung nicht möglich ist. Konkret werden die Regeln die der VDEV aufgestellt hat und die für alle Vereinsverwaltungen bindend waren beschrieben.

Aus noch näher zu erläuternden Gründen ist eine Trennung zwischen Personen- und Güterzügen notwendig. Gemischte Züge werden Fahrplantechnisch den Personenzügen zugerechnet.

  1. Personenzüge

Personenzüge sind Züge die regelmäßig verkehren. Am Anfang eines jeden Fahrplanjahres wird auf einer Fahrplankonferenz ein Basisfahrplan für den Zugverkehr aufgestellt. Auf dieser Konferenz die unter Beteilung aller Vereinsverwaltungen stattfindet werden die Zugverbindungen der Hauptbahnen und der internationalen Verbindungen festgelegt. Auch die wichtigen Zubringerverbindungen werden auf dieser Konferenz geplant und festgelegt.

Mit diesen Zügen ist auf den Hauptbahnen ein Großteile der verfügbaren Kapazität verplant. Weitere Züge sind nur in den Fahrplanfenstern die jetzt noch bestehen möglich, Änderungen werden für den laufenden Fahrplan nicht mehr berücksichtigt.

Nun geht jede Verwaltung daran den Zubringerverkehr so zu planen dass er seinen Zweck erfüllen kann. Die Klein-, Neben- und Lokalbahnen dienen im Allgemeinen hauptsächlich dem Zweck den Hauptstrecken Verkehr zuzuführen. Damit dies möglich ist müssen sinnvolle Verbindungen geschaffen werden um den Aufenthalt der Betriebsmittel und der Reisenden möglichst kurz zu halten.

Ist diese wichtige Vorarbeit erledigt beginnt die Planung der einzelnen Züge. Auf der Konferenz wurde festgelegt wie viele Plätze jeder Zug zu führen hat. Ebenso die Aufteilung auf die verschiedenen Klassen und ob der Zug Pack- und Postwagen sowie Eilguttransporte führt. Beispielsweise wurden in einigen Schnellzügen von München nach Berlin Bier- oder Milchwagen eingestellt. Die dafür beschafften Wagen werden organisatorisch wie Personenwagen behandelt.

Die Zugbildung erfolgt grundsätzlich an bestimmten Stationen, denen die dafür nötigen Betriebsmittel zugeordnet werden. Meist sind diese Zugbildungsbahnhöfe recht große Stationen denen auch ein BW sowie Werkstätten zugeordnet sind.

Personenwagen werden fast ausschließlich in festen Zugläufen eingesetzt. Diese Zugläufe bestehen für gewöhnlich aus einem Zug und seinem Gegenzug der in entgegengesetzter Richtung verkehrt. Es ist darauf zu achten das zwischen der Ankunft eines Zuges und der Abfahrt des Gegenzuges genügend Zeit für Wartung und nötigenfalls kleine Reparaturen verbleibt. Auch die nötigen Rangierarbeiten und Sicherheitsüberprüfungen müssen in Ruhe vorgenommen werden. Ebenso ist darauf zu achten, das die Lokpersonale hinreichende Ruhezeiten bekommen. Bei den Zugpersonalen können geringe Verkürzungen der Ruhezeiten hingenommen werden, wenn ein Ausgleich durch Freizeit nach Beendigung des Zuglaufes vorgenommen wird. Wenn möglich wird der Gegenzug aus dem ankommenden Zug gebildet. Ist dies nicht zu bewerkstelligen so wird ein zweiter gleicher Wagensatz für die Rückleistung benötigt. Unter Umständen kann ein Umlauf auch mehrere Tage dauern. Dieser Fall tritt vor allem bei internationalen Zügen auf. Dann werden für den Zuglauf mehrere gleiche Wagensätze benötigt. Es ist darauf zu achten das der Zug jeden Tag mit Wagen gleichen Typs in gleicher Reihung verkehrt. Bei der Aufstellung der Reihung ist darauf zu achten das diese unterwgs möglichst nicht aufgelöst werden muß. Es ist jedoch nicht immer zu vermeiden, das Kurswagen, die nicht den gesamten Zuglauf begleiten oder die unterwegs in andere Züge eingestellt werden, in der Zugmitte laufen. In diesem Fall sind entsprechende Zeiten für Rangierarbeiten und das aus- und einsteigen der Reisenden einzuplanen. Ansonsten werden Kurswagen (und –sätze) wie Züge behandelt.

Meist werden den einzelnen Zugläufen auch Lokomotiven zugeordnet die für das Zuggewicht und die Streckenverhältnisse geeignet sind.

Die meisten Vereinsverwaltungen sind bestrebt Züge mit Stammpersonalen zu besetzen da dies die Dienstplanung vereinfacht. Fest zugeordnetes Personal hantiert erfahrungsgemäß auch verantwortlicher mit den Betriebsmitteln und achtet mehr auf deren guten Zustand.

Auf Klein- und Nebenbahnen wird das Verfahren sinngemäß angewandt, jedoch sind hier einige Vereinfachungen zulässig und üblich.

  1. Güterzüge

Die Bildung der Güterzüge unterliegt anderen Bedingungen als die der Personenzüge. Während diese nach einem festen Fahrplan mit Minutengenau einzuhaltenden Zeiten verkehren werden Güterzüge nach Bedarf gefahren. Die wichtigen Schnell- und Durchgangszüge verkehren mit großer Regelmäßigkeit, nehmen jedoch Rücksicht auf die Bedürfnisse des Betriebes. Ein Güterzug kann durchaus einige Minuten auf einen anzuhängenden Wagen warten während es bei einem Personenzug unzumutbar ist wegen eines Fahrgastes eine Verspätung für alle anderen hinzunehmen. Es darauf geachtet das Güterwagen vom Absende- bis zum Bestimmungsbahnhof durchlaufen können. Während einem menschlichen Fahrgast das umsteigen von einem in einen anderen Wagen durchaus zugemutet werden kann, ist Umladen beim Transport von Waren und Gütern zu vermeiden. Bei Stückgütern, die keine ganze Wagenladung ausmachen, ist es jedoch nicht immer zu vermeiden.

Dies ist auch der Grund warum Güterwagen keinem Heimatbahnhof zugeordnet werden. Sie werden nur anlässlich größerer Reparaturen oder zu Fristarbeiten in die Wagenwerkstatt der sie zugeordnet sind verbracht. Auch werden sie nicht wie Personenwagen täglich gereinigt, dies erfolgt meist nach dem Entladen auf dem Zielbahnhof.

Im Bereich des VDEV werden beschädigte Güterwagen aller Verwaltungen in allen dazu geeigneten Werkstätten instand gesetzt. Ausgenommen hiervon sind große Reparaturen und bestimmte Fristarbeiten.

Arbeiten die für eine andere Verwaltung durchgeführt werden, werden dieser nach festen Sätzen in Rechnung gestellt. Eine Verwaltungsstelle innerhalb des VDEV sorgt dafür, das möglichst viel gegeneinander aufgerechnet wird und wenig Geldfluss nötig ist.

Auch der Standort eines beliebigen Wagens ist stets nachweisbar. Hierfür wird auf allen Stationen Buch über die derzeit dort stehenden Wagen geführt. Dies ist auch für Abrechnungszwecke wichtig, da Wagenleistungen auf fremdem Gleis der entsprechenden Verwaltung in Rechnung gestellt werden. Auf dieses Thema wird in einem weiteren Artikel noch näher eingegangen.

Für die Bildung von Zügen ist zu berücksichtigen welche Art von Zug gebildet werden soll und wie dieser verkehren soll. Für einen Schnellzug werden andere Betriebsmittel benötigt sie für einen Nahgüterzug sinnvoll sind.

Personenzüge verfügen mittlerweile (Stand 1920) über eine durchgehende Bremse, die meist auch selbsttätig ist. Güterzüge werden mit nur wenigen gebremsten Achsen gefahren, eine durchgehende Bremse ist noch kaum üblich. Dies hat natürlich Einfluß auf die möglichen Geschwindigkeiten und den Bedarf an Zugpersonal.

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