Im Lok-Magazin Nr. 91, erschien in den 60er Jahren ein Artikel von Adolf Hofbauer, der sich sehr ausführlich mit der Farbgebung österreichischer Dampflokomotiven der Zeit vor 1918 beschäftigt. Viele Umstände führten dazu, dass manches heute im Dunkeln verborgen ist. Man erachtete es schlichtweg als unwichtig, exakte Aufzeichnungen anzufertigen. Auch geben die Photographien der damaligen Zeit kaum genaue Anhaltspunkte. Je nach Lichtverhältnis kann der Kessel ein und derselben Lok einmal grau oder auch schwarz wirken. Interessant ist der Artikel vor allem deswegen, da Adolf Hofbauer die Lokomotiven der k.u.k. Zeit noch mit eigenen Augen gesehen hat.
Vor der Jahrhundertwende war es bei vielen Bahnverwaltungen in- und außerhalb Österreichs nicht üblich genaue Vorschriften für die Lackierung der Maschinen anzufertigen. Vielfach überließ man einfach dem Herstellerwerk die farbliche Gestaltung. Es kristallisierten sich aber dennoch einige Standards im Lauf der Zeit heraus:
Der Nachteil dieser Farbgebungen war, dass sie zwar günstig in der Herstellung waren, vor allem grün, jedoch die Lokomotiven relativ schnell recht verschmutzt aussahen. Aus diesem Grund setzte sich in Österreich dann nach der Jahrhundertwende eine rein schwarze Lackierung durch.
Das eintönige Schwarz wurde durch farbige Zierlinien aufgelockert. Sie waren bei österreichischen Loks bis 1906 rot und anschließend gelb gehalten. Ihre Breite betrug 5 mm.
Wurde ein neuer Lokomotivtyp fertig gestellt, so erhielt in der Regel die zuerst gebaute Maschine einen grauen Fotografieranstrich. Ränder und Rauchkammer erhielten einen dunkleren, grauen Farbton, um Schlagschatten auf dem Bild zu vermeiden.
Nach der Fotographie erhielt die Lok dann ihren regulären schwarzen Anstrich. Folgende Lackiervorschriften hatte die kkStB:
In der obigen Ausführung wurden folgende Lokomotiven der kkStB hergestellt: 306.01-03 (2´Bh2v), 470 01 und 02 (1´D1´h4v) und die 10.18 (1´C1´h4v) als 5000. Lokomotive der Lokfabrik in Wr. Neustadt (vorm. G.Sigl). Die Atlantik mit der Betriebsnummer 108.22 (2`B1´n4v) wurde 1906 auf der Ausstellung in Mailand präsentiert und in der selben Ausführung die kkStB 180. Neben der bereits beschriebenen Glanzblechverschalung hatte sie mattschwarze Spannringe, sowie goldene und weiße Zierlinien.
Noch auffälliger war die Farbgebung der 380.100 (1É h4v)Sie wurde in einer rotbraunen Livrée geliefert. Dabei waren der Lang- und Stehkessel, das Führerhaus, die Zylinderverschalung, sowie das Tendergehäuse in dieser Farbe. Rahmen, Rauchkammer, Kamin und Räder waren schwarz, ebenso die Spannbänder. Gelbe Zierlinien verhalfen der Lok zu einem wahrhaft großartigen Auftritt. Nur auf sehr wenigen Bildern der damaligen Zeit sind die Zierlinien auch gut wahrnehmbar. So kann man sie z.B. auf dem Bild der 470.01 (Floridsdorf 1914) sehr gut an der Zylinderverkleidung und am Führerhaus erkennen.
Da die k.k.priv. Südbahngesellschaft ab 1900 aus finanziellen Erwägungen eigene Konstruktionen zu Gunsten der bewährten Typen Gölsdorfs aufgab, lehnte sich deren Farbgebung weitestgehend an die der kkStB an. Allerdings verzichtete man in der Regel auf eine aufwendige Gestaltung mit Zierlinien. Ausnahmen waren Loks der Reihe 170 und einige Tenderloks für die Lokalbahnen in der Steiermark. Für das ungarische Streckennetz hatte die Südbahn teilweise eine eigene Farbgebung vorgeschrieben. Die zwei Loks der Reihe 306 und einige der sechs Maschinen der Reihe 429 waren mit dem bereits beschriebenen stahlblauen Glanzblechkessel, entsprechend den kkStB Maschinen, ausgestattet. Allerdings verzichtete man hier auf Zierlinien. Ab den Reihen 106 und 60 änderte die Südbahn dann ihr Lackierschema folgendermaßen:
Bis zu ihrer Eingliederung der ab 1924 als Donau-Save-Adria-Eisenbahn firmiernden ungarischen Südbahn 1932 in die MAV galt diese Lackiervorschrift. Ausgenommen waren hiervon die Reihen 306, 429.100 und 109.100, die mit einer Glanzblechverschalung, wie die Maschinen der kkStB versehen waren. Ob diese Lokomotiven überhaupt mit Zierlinien versehen waren ist heute nicht mehr feststellbar.
Die österreichische Privatbahnen (KFNB, ÖNWB, StEG, KsOd., u.a.) bevorzugten in der Regel ebenfalls den schwarzen Anstrich wie die kkStB.
Bei der neu gegründeten BBÖ erhielten zwischen 1919 und 1924 die der Direktion Linz zugeteilten Lokomotiven der Reihen 110, 310, 429 und 470 (letztere der 2. Lieferserie) folgenden Sonderanstrich:
Um den kriegsbedingt verwahrlosten Bestand wieder aufzuarbeiten, mussten die neugegründeten Bundesbahnen Aufträge auch an Privatfirmen vergeben. Neben den österreichischen Lokomotivfabriken erhielt auch die HANOMAG einige Aufträge. Dabei wurden auch Maschinen mit roten Rädern und rotem Rahmen abgeliefert.
Die ersten Neubaulokomotiven der Reihen 629, 270, 80.4900, 80.6000, 81, 181 und 82 waren dann wieder im gewohnten schwarz mit gelben Zierlinien. 1923 wurde die auf der Südbahn, bzw. Kaschau-Oderberger-Bahn Reihe 570 basierende 2´D h2 Schnellzuglokomotive der Reihe 113 in Betrieb genommen. Mit ihr verließ man die gelben Zierlinien zugunsten einer grünen Farbgebung. Die Stangennuten wurden ab 1928 dann rot ausgelegt. Erwähnenswert ist die Tatsache, dass ab der Reihe 113 die sehr gefällig wirkenden zweiflügeligen Rauchkammertüren nicht mehr verwendet wurden. Bis 1938, dem Jahr der Auflösung der BBÖ, behielt man diese Art der Farbgebung bei.
1926/27 lieferte die Lokomotivfabrik Krauss in Linz die Maschinen 629.56-80 mit grün gestrichenen Wasserkästen, Führerhaus, Lang- und Stehkessel und Zylinderverschalung ab. Rauchkammer, Kamin, Rahmen, Pufferbrust, Radsterne und Speichen waren schwarz. Besonders dekorativ wirkten die roten Zierlinien an den Aufbauten.
Das Einzelstück der Reihe 114.01 (1´D2´h3) wurde 1929 in folgender Form abgeliefert: Die Lokomotive war schwarz, abgesehen von rotem Rahmen, Pufferbrust, Radsternen und Speichen. Der Grund der Schilder war ebenfalls rot. Das traditionsreiche Herstellerwerk in Wiener Neustadt musste noch im selben Jahr aufgrund der Weltwirtschaftskrise seine Tore schließen.
Die 20 Dampfgepäcktriebwagen der Reihe DT 1(1936) waren, da sie ja in gewisser Weise auch Bestandteile von Wagen besaßen (Gepäck und Zugführerabteil), auch größtenteils in grün gestrichen. Schwarz waren bei dieser Type lediglich der Kamin, und die stirnseitige Rauchkammerpartie. Pufferbrust, Rahmen und Radsterne, sowie die Speichen waren wieder zinnoberrot. Der Grund der Beschilderung war hier grün. Auch diese Maschinen hatten rote Zierlinien.
Ab 1938 setzte sich dann zwangsläufig die schwarz/rote Farbgebung der DRB durch. Diese erhielten sie nach einer Hauptausbesserung. Nach Ende des 2. Weltkriegs wurde diese Farbgebung dann bis zum Ende des Dampfbetriebs weitestgehend so beibehalten. Es gab verschieden Ausführungen mit roten und schwarzen Rädern. Die Griffstangen und Stangennuten der ÖBB Maschinen waren aber immer rot. In vielen Museen im südlichen und östlichen Europa sind noch Dampflokomotiven aus dieser Zeit erhalten, die teilweise sehr gut restauriert wurde und somit dieser Epoche ein würdiges Denkmal setzen.
Literatur:
Danksagung:
Herzlichen Dank gilt dem Verlag Slezak, der es gestattete historische Photos aus den noch erhältlichen Büchern: "Lokomotivbau in Alt-Österreich", EUR 35,60 und "Dampfbetrieb in Alt-Österreich", EUR 35,60 zu nutzen
Herzlichen Dank ebenso gilt Micro Metakit für die Genehmigung der Nutzung von Werkphotos
Auch Hr. Johann Sturm gilt herzlicher Dank für die Beistellung des Bilds der 109.13 aus seinem Archiv. Einen Ausschnitt aus seiner Umfangreichen Sammlung können Sie auf seiner sehenswerten Internetpräsenz www.mytrains.at genießen.